Wie Dienstleister bei der Einführung der neuen .de-Domains abkassieren

Am morgigen Freitag, den 23. Oktober um 9.00 Uhr ist Stichstag für die Einführung der neuen .de-Domains bei der DENIC und gerade einmal acht Tage ist es her, dass die DENIC über diese Änderung in den Domainrichtlinien öffentlich informiert hat. Sehr wenig Zeit also für Interessenten, Hoster und ISP´s (Internet Service Provider), sich den neuen Gegebenheiten anzpassen und zu reagieren. Da die DENIC selbst den Wert dieser neuen Domains bereits auf 10 Mio. EUR schätzt, ist der Andrang natürlich imens und auch die Servicedienstleister, welche von Kunden mit der Registrierung beauftragt werden, riechen hier das schnelle Geld.

Eine Wertschätzung von 10 Mio. EUR ist eine nicht zu verachtende Hausnummer, geht es doch schließlich um eine doch überschaubare Anzahl von rund 2000 neuen .de-Domains. Dabei machen über die Hälfte dieser neuen Domains alleine die reinen Zifferndomains, wie z.B. 123.de, aus:

  • 29 mögliche Domains aus einem Buchstaben (Buchstaben von a-z sowie ä, ö und ü)
  • 1110 mögliche Domains aus Ziffern (Ziffern von 0-9, ein-, zwei- oder dreistellig)
  • 676 mögliche Domains aus zwei Buchstaben (Buchstaben von a-z, zweistellig)
  • 383 Domains die einem KFZ-Kennzeichen entsprechen, welche jedoch zum Großteil aus ein- und zweistelligen Zeichen bestehen und sich daher mit den o.g. überschneiden (Buchstaben von a-z, ein-, zwei- oder dreistellig).

Nun aber zuerst einmal ein kurzer Rückblick auf den 15. Oktober 2009 und den Auslöser dieser Änderungen, dem Urteil des Oberlandesgerichtes Frankfurt bezüglich der Domain vw.de. Denn durch dieses Urteil ändert sich kurzfristig die Domainrichtlinien der DENIC für .de-Domains und damit auch die Vergabepraxis für diese.

Mit Wirkung ab 23. Oktober 2009 um 09.00 Uhr MESZ wird es nämlich erstmals möglich sein, ein- und zweistellige .de-Domains sowie reine Zifferndomains zu registrieren. Ebenso wird erstmals auch die Registrierung von .de-Domains, die ein Kfz-Kennzeichen oder eine andere Top Level Domain wie com.de enthalten, möglich sein.

Um nun ein Höchstmaß an Chancengleichheit in der kurzen Zeit zu gewährleisten, gilt bei der Registrierung das in vielen Bereichen bewährte Prinzip "First come – first served" nach dem der erste eingegangene Auftrag zu einer Domain auch die Registrierung erhält. Die eingehenden Aufträge werden dabei über eine E-Mail-Registrierungs-Schnittstelle verarbeitet; ein elektronischer Zeitstempel, der im Millisekundenbereich arbeitet, gilt als Nachweis über die Reihenfolge der Eingänge. Der erste eingegangene Auftrag zu einer Domain erhält damit auch die Registrierung (Siehe vorhergehenden Artikel Die DENIC führt ein- und zweistellige .de-Domains ab 23. Oktober 2009 ein für mehr Informationen).

Nun habe ich mich dieser Tage einmal genau damit beschäftigt, wie Dienstleister (Hoster, Provider, etc.) auf diese Änderung reagieren und ob es einfach und reibungslos möglich ist, an eine der begehrten Domains heran zu kommen. Dazu habe ich mich durch rund 100 Webseiten von Dienstleistern gearbeitet, zu deren Angebot auch Domain-Registrierungen gehören. Dabei ging meine Auswahl von ganz großen Massenanbietern wie Strato.de oder 1und1.de über Mittelgroße Hoster bis hin zu ganz kleinen EDV- und Webhosting-Dienstleistern.

Das Ergenbis meiner Registrierungsversuche fällt dabei mehr als ernüchternd aus, was jedoch nicht alleine an der Tatsache lag, dass bei rund 80% der 100 Dienstleister eine Registration erst gar nicht möglich war, sondern vor allen Dingen daran, dass einige versuchen, auf die Schnelle einen Batzen Geld zu verdienen. Und dabei bin ich auf wirklich erstaunliche Preise und Methoden gestoßen.

Zuerst einmal, wie schon erwähnt, war es bei der Masse der Dienstleister überhaupt nicht möglich, sich für die Registrierung eine der neuen Domains zu bewerben. Weder waren die entsprechenden Domain-Abfragen und Registrierungs-Tools an die neuen Möglichkeiten angepasst, noch wurde in sonst irgend einer Weise auf diese neuen Änderungen hingewiesen oder zumindest eine improvisierte Möglichkeit der Registrierung als Alternative angeboten. Gerade die ganz großen Anbieter versagen hier auf ganzer Linie, denn es sind vorrangig die kleinen Anbieter, die sich schnell auf die Änderungen eingestellt haben und ihren Service entsprechend angepasst oder erweitert haben.

Unterm Strich war es mir jedoch nur bei 10 von gut 200 Dienstleistern möglich, eine Registrierung für eine zweistellige Domain in Auftrag zu geben. Nun, es wäre noch bei einigen mehr möglich gewesen, allerdings bieten einige Dienstleister die Registrierung nur ihren Bestandskunden an und bei anderen habe ich dankend abgelehnt, da hier Summen ins Spiel kommen, die jeder Logik entbehren..

Keine Frage, es ist ein gewisser administrativer Aufwand für die Dienstleister nötig, die Registrierung der neuen .de-Domains abzuwickeln, weshalb bei einigen auch extra Gebühren anfallen. Dabei hat sich ein Wert von 25,- EUR als guter, aber auch vor allen Dingen gerechtfertigter, Schnitt ergeben. Bei einigen Dienstleistern werden jedoch spezielle erfolgsunabhängige Bearbeitungsgebühren fällig, wie nachfolgende Beispiele aufzeigen werden.

Man muss sich vor Augen halten, dass man keine Garantie hat, die gewünschte Domain zu erhalten und nur für den Versuch, die gewünschte Domain zu registrieren, werden eben die Bearbeitungsgebühren fällig. Die Gebühr ist also in jedem Falle weg, egal ob man den Zuschlag für die Domain schlussendlich erhält oder nicht. Wie gesagt, Gebühren im normalen Umfang von rund 25,- EUR sind völlig in Ordnung und rechtfertigen den zusätzlichen Aufwand. Des weiteren verhindert eine solche Gebühr pro Domain, dass jemand eine Liste mit z.B. allen möglichen ein- und zweistelligen Domains zur Registrierung einreichen würde, um möglichst viele Domains zu ergattern.

Als kleines Beispiel für eine völlig überzogene, erfolgsunabhänige Bearbeitungsgebühr möchte ich hier auf die Mitteilung von domain24.de an Interessierte und Kunden eingehen (siehe Abbildung), denn darin heisst es wortwörtlich:

Es fällt für jede Domain eine erfolgsunabhängige Bearbeitungsgebühr an, sobald wir die Bestellung entgegengenommen haben. Die Bearbeitungebühr beträgt €500,- vom 16. bis 19. Oktober, €600,- am 20. Oktober, €750,- am 21. Oktober und €1000,- am 22. Oktober.

Eine andere Möglichkeit haben verschiedene Dienstleister in Form von "Auktionen" mit Geboten eingerichtet und als Ideengeber scheint hier wohl die Domainbörse Sedo Pate gestanden zu haben, denn dort hat man seit einigen Tagen die Möglichkeit, auf die noch nicht vorhanden oder registrieren Domains gebote abzugeben. Als Höchstbietender erhält man jedoch nicht die Domain, sondern ersteigert ein mögliches Vorregistrierungsrecht auf besagte Domain. Und genauso wie alle anderen, kann auch Sedo keine Garantie geben, dass man die besagte Domain schlussendlich auch erhält. Zumindest werden aber die Kosten auch erst dann fällig, wenn man die Domain am Ende registriert bekommt.

Bitte beachten Sie, dass sie hier lediglich ein mögliches Vorregistrierungsrecht auf die Domain ersteigern.
– Es gibt keine Garantie die Domain tatsächlich zu erhalten, Ihr Gebot ist dennoch verbindlich.
– Sollten sie die Domain nicht erhalten wird das Gebot gegenstandslos, es entstehen Ihnen keinerlei Kosten.
– Näheres siehe http://sedo.de/de/sedo/sedodesonderauktion/

Mit welchen Beträgen da aber bereits jetzt bei der Vorregestrierung jongliert wird, zeigt das Beispiel der Domain ip.de bei Sedo (Stand: 16:00 Uhr). Übrigens, alle Auktionen bei sedo auf die neuen .de-Domains laufen um 18.00 UhrR MESZ aus.

So kann man nun also z.B. bei tevonet.de (nach Entrichtung der Bearbeitungsgebühr von 25,- EUR, welche in jedem Falle fällig ist) ein Gebot auf Domains abgeben. Nachfolgend einmal die Top-Ten Gebote bei dieser Auktion:

Eine noch etwas andere Möglichkeit praktiziert z.B. webplus24.de, denn hier wird nicht geboten, sondern man kann die Startzeit für die Registrierung per Festbetrag kaufen. Die Beste Zeit, nämlich 9.00 Uhr ist natürlich bereits ausverkauft, mit jeder Minute später jedoch sinkt auch der Vormerkungspreis – natürlich aber auch die Chance, die gewünschte Domain zu bekommen. Zumindest aber war es der einzige Dienstleister, der sich auch seiner absurd hohen Preise bewusst war:

Die Preise mögen auf den ersten Blick absurd hoch erscheinen. Wir sind uns jedoch sicher, nur auf diesem Weg erreichen zu können, dass alle Kunden mit einem ernsthaften Interesse an einem Domainnamen zum Zuge kommen. Darüberhinaus haben so kurze Domainnamen auf dem Markt einen unschätzbaren Wert. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass solche frisch registrierten Domains innerhalb kürzester Zeit für ein vielfaches der rechts genannten Preise den Besitzer wechseln. Die Domainbörse SEDO schätzt für die neuen Domains einen Marktwert von 10 Millionen Euro.

Der Preis dient uns als Steuerungsinstrument der Vormerkungen und nicht zur eigenen Bereicherung. Die erfolgsunabhängigen Gebühren für die Vormerkung dienen der Deckung unserer Kosten für den zusätzlichen Entwicklungsaufwand für die Einführung dieser Domains und der Durchführung der Registrierung.

Es gibt noch einige Beispiele, aber ich denke diese hier genügen, um zu veranschaulichen, was da gerade im Domain-Dienstleistungssektor vonstatten geht. Natürlich geht es auch anders, denn ich habe bei den eingangs genannten 10 Anbietern ohne Probleme meinen Domainwunsch für eine zweistellige Domain in Auftrag geben können und musste dafür nicht absurd hohe Beträge vorab auf den Tisch blättern. Denn eines bleibt bei allen Providern gleich, die Chance, die Wunschdomain zu ergattern. Keiner hat einen Vorteil, egal wieviel Geld er bei dem ein oder anderen liegen lässt. Und genau das lässt mich hoffen, dass es morgen die Dienstleister ohne entsprechend hohe Gebühren sind, die dann doch die Nase vorne haben werden.

Auf jeden Fall wird der morgige Tag ein sehr spannender und ich werde garantiert ab 9.00 Uhr die Ergebnisse auf denic.de verfolgen.

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Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 22. Oktober 2009 um 17:16 Uhr veröffentlicht und wurde unter Internet abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Paul

    Ich versuche mein Glück über inwx. Momentan habe ich für meine bevorzugten Domains einen Betrag von ca 50€ geboten.

    Wenn ich die Domains bekomme, sind die 50€(pro Domain) gut investiert, wenn ich sie nicht bekomme, hab ich keine ausgaben.

    Eventuell hat man ja hier Glück nach dem schnellen Geld.
    Ich bin gespannt wie es morgen ausschauen wird.

  2. Christoph

    Ich würde mal sagen, die Nachfrage macht die Preise. Irgendwie denkt jeder, dass es mit einem kurzem Domainnamen bereits getan ist. Dabei ist Content das A und O einer guten Seite.

  3. Adam

    Ich glaube weniger dass die Leute dort mit Content glänzen wollen. Vielmehr spekulieren die meisten, diese Domains gewinnbringend weiterverkaufen zu können. Irgend ein dummer wird sich schon finden, schließlich stehen jeden morgen genug von denen auf.
    Ich persönlich denke, dass die Aktion mit den neuen Domains nur sehr wenige Gewinner hervor bringen wird. Die große Masse wird viel Geld verlieren und ist danach um eine Erfahrung reicher – mehr aber auch nicht. Und wer bei den Preisen oben, diese Dienstleiter beauftragt, der hat auch nichts anderes verdient. Sorry, aber das ist doch eine reine verarsche. Wer das nicht sieht der ist selber schuld.

  4. Ulf (Admin)

    Da kann ich mich deiner Meinung nur anschließen Adam, den Reibach bei dieser Aktion machen einige große Domaingrabber. Ich beobachte seit heute morgen die Entwicklungen der Domains bei der Denic und wenn man sich mal einige heraus pickt, findet man immer die gleichen Registrare, welche diese neuen Domains „ergattern“ konnten.
    Wirklich fair ist es bei dieser „First come – first served“ Aktion m.E. nicht wirklich zugegangen und das werden die nächsten Tage auch noch sehr deutlich zeigen. Schon im Vorfeld ist bereits sehr viel Geld geflossen, nur das dabei die Masse chancenlos geblieben ist, egal wieviel Geld sie investiert haben.
    Der Denic kann ich mit dieser kurztristigen Aktion und handhabe nur ein absolutes #fail aussprechen … nein, eher schon ein #epicfail 🙂

  5. Misses Linkfire

    Und da sage mal noch einer die Deutschen wären nicht kreativ. 😉 So viele Monetarisierungsmodelle sich innerhalb einer Woche einfallen zu lassen, ist schon fantastisch. Ich fand die erfolgsunabhängige Service-Gebühr meines Hosters (webhostone), mit dem ich nach wie vor zufrieden bin, schon recht hochgegriffen. Aber domain24.de toppt hier offenbar alles. Die großen Sieger werden hier wie so oft, wenn neue TLD auf den Markt kommen (siehe .eu Einführung und Co), die Domain Grabber sein, die dann auf die schnellen Euro hoffen. Im Vergleich zu anderen keyword-lastigen Domains, die bisher recht große Summen beim Verkauf erwirtschaftet haben (seo.de, vodka.com ), sind solche kurzen Domains eher für branding-Zwecke relevant und profitieren nicht im Bereich der Suchmaschinenoptimierung.

  6. dimido

    Das war echt interessant, wie die Denic ihre Domains los wurde. Das wird noch einige Diskussionsstoff bieten, in den nächsten Wochen.

    Ich hab mich um eine einzige Domain bemüht und am Ende, nicht bekommen. Finde ich zwar schade, da der Content wahrscheinlich interessant gewesen wäre, den ich plante zu veröffentlichen.

    So ist die Marktwirtschaft halt, begrenzte Güter bekommen hohe oder überhöhte Preise.

  7. Tom

    Was ist denn jetzt aus all den 10.000 Euro Kurzdomain Seiten geworden? ich sehe nix. Eine ip.de hat nur ne Weiterleitung auf eine andere Seite. Ansonsten?

  8. Ulf (Admin)

    Die Denic hat ihre Ruhe und muss sich nicht mehr, wie im Falle vw.de, mit Klagen herum schlagen. Viele Registrare haben den schnellen Reibach gemacht und der Mehrwert fürs Internet ist gleich Null.
    So gut wie keine der neue eingeführten Domains hat überhaupt eigentständigen Inhalt. Die meisten sind Weiterleitungen, geparkt, liegen brach oder werden vertickt.

    In meinen Augen war diese ganze Aktion der größte Beschiss, der je in Bezug auf Registrierungen stattgefunden hat.

  9. Andi B.

    Die Gebühren sind zum Teil schon sehr dreist, zumal sie ja unabhängig vom Erfolg verlangt werden. Wie gut, dass dieser Artikel darauf explizit eingeht. Von so etwas sollte man wirklich die Finger lassen, das sieht doch sehr nach Abzocke aus, und wenn man es gleich mit mehreren Domains versucht, kann man da schon ein kleines Vermögen investieren und hat am Ende gar nichts.

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